Ägypten im Frühjahr 2022

Mai 2022

Unser Besuch des Salam Centers

Es ist 8:00 Uhr morgens und wir warten vor unserem Hotel auf ein Taxi. Das Taxi soll uns zum Salam Center fahren, das im Nordwesten von Kairo liegt. Wir, das sind drei Vorstände unseres Vereins Projekte des Herzens. Um 10:00 Uhr morgens sind wir mit der Leiterin des Salam Centers, Schwester Maria, verabredet.

Wir kennen Schwester Maria schon von früheren Besuchen und freuen uns sehr auf ein Wiedersehen. Das Salam Center liegt im Stadtviertel Ezbet El Nakhl mitten in einem Müllviertel und ist nicht leicht zu finden. Normalerweise dauert die Fahrt 1 Stunde 15 Minuten von unserem Hotel zum Salam Center. Aber was ist schon normal in Kairo und so kann die Fahrt auch 3 Stunden dauern.

Dann kommt unser Taxi und wir begrüßen unseren Fahrer Atef. Atef sagt, daß er das Salam Center kennt und fädelt sich in den Verkehr auf Kairos Straßen ein. Wir sind erleichtert und versuchen uns mit Atef so gut wie es geht, zu unterhalten. Er erzählt uns, daß er Ingenieur ist und erst kürzlich seine Stelle verloren hat und jetzt Taxi fahren muß. Sein Einkommen reicht gerade so für seine kleine Familie. Die Zeiten sind nicht leicht aber er kämpft und gibt nicht auf.

Inzwischen sind wir immer tiefer in das Labyrinth der Straßen von Kairo vorgedrungen und wir wissen nicht mehr, wo oder in welchem Stadtviertel wir uns gerade befinden. Dann taucht vor uns ein kleine Rischka auf und auf der Heckscheibe steht „Jesus“ . Jetzt wissen wir, daß wir geleitet und geführt sind und kurz darauf tauchen auch schon die ersten bekannten Gebäude und Straßenzüge auf. Jetzt ist es nicht mehr weit und das Salam Center ist ganz nah. Und so treffen wir um Punkt 10:00 Uhr im Salam Center ein und als wir aus dem Taxi aussteigen, hören wir, wie eine Glocke schlägt.

Eine andere Welt!

Schwester Maria empfängt uns herzlich und führt uns in ihr Büro. Seit unserem letzten Besuch sind fast drei Jahre vergangen und vieles hat sich seitdem verändert. Schwester Maria führt uns durch das Salam Center und zeigt uns voller Stolz, was sie und ihr Team in den letzten Jahren alles geschaffen haben. Vieles ist uns noch von unserem letzten Besuch bekannt, doch wir sind wieder berührt über die Hingabe und das Herzblut, das in allen Bereichen des Salam Centers spürbar ist.

Wir sind beeindruckt von den Fortschritten und trotzdem gibt es noch so viel zu tun. Schwester Maria zeigt uns die Schule, wo die Kinder unterrichtet werden, die Küche, wo Mütter mit ihren Kindern zusammen kochen können (hier hat Projekte des Herzens durch Spenden die Küche finanziert), eine kleine Werkstatt, wo Teppiche geknüpft werden und auch die medizinische Abteilung.

Wir möchten an diesem Tag eine Spende für ein neues Ultraschallgerät, für einen neuen gynäkologischen Stuhl, Heizgeräte und für Verschönerungen des medizinischen Raumes übergeben. Insgesamt übergeben wir Schwester Maria € 11.000.   Davon €10.00 für den medizinischen Raum und zusätzlich übergeben wir ihr noch € 1.000 für Witwen im Müllviertel die ein schweres Schicksal zu tragen haben. Das Salam Center betreut und unterstützt Witwen, die meist noch 1-2 Kinder versorgen müssen, und von der Gesellschaft im Stich gelassen worden sind. Mit dem Geld soll für die Frauen Lebensmittel gekauft werden.

Spendenübergabe

Wir sind begeistert vom Engagement und vom tiefen Glauben von Schwester Maria. Ihr Geist beflügelt die Mitarbeiter und unermütlich versucht sie, die Lebensumstände der Kinder zu verbessern. Sie erzählt uns von ihrem nächsten großen Projekt. Sie möchte den Kindern einen Aufenthalt auf dem Land außerhalb von Kairo ermöglichen. Dazu möchte sie gerne ein Grundstück in der Wüste kaufen und so den Kindern gesunde und bessere Luft, viel Platz zum Spielen und eine kleine Auszeit bieten.

Schwester Maria mit mitgebrachten Notebooks

Bevor wir uns verabschieden, übergeben wir noch fünf Laptops, die liebe Menschen für das Salam Center gesammelt haben. Schwester Maria freut sich sehr, denn Computer sind immer gefragt und sehr willkommen. Wir verabschieden uns voneinander und spüren alle im Herzen, dass wir bald wiederkommen werden.

Während der ganzen Zeit hat unser Fahrer Atef auf uns gewartet und bringt uns anschließend wieder sicher durch den Verkehr zurück zu unserem Hotel. Auf der Rückfahrt begegnet uns wieder eine Rikscha mit der Aufschrift „Jesus“. Wir fühlen uns sicher und geborgen, obwohl wir alle müde sind durch die vielen Eindrücke und die Armut, die wir gesehen haben. Dies war nicht unser erster Besuch im Müllviertel in Kairo und dennoch ist es doch jedes Mal wieder eine besondere Erfahrung, die wir erst mal verarbeiten müssen. Die Armut, der Müll und die Not der Menschen machen uns nachdenklich.  Auf der Rückfahrt reden wir nicht viel und jeder geht seinen eigenen Gedanken nach.